Wie der Krabb nach Schöckingen kam…
Von den meisten vergessen, aber in anderen Zeiten oft erzählt, ist die Legende, wie die Walddrude entstand. Schöckingen war ein kleines Dorf, umrandet von Wäldern und dem Moor um die Nippenburg.
So sagt man, dass im Schöckinger Wald einst ein magisches Wesen hauste, der Waldgrabb. Dieser war der Hüter der Wälder. Groß und kräftig soll er gewesen sein, mit unvorstellbarer Macht, doch niemand bekam ihn je zu Gesicht. Der Waldgrabb mied nämlich die Menschen, ob aus Furcht vor ihrer Rücksichtslosigkeit oder weil er den Frieden bewahren wollte.
Viele friedliche Jahrhunderte vergingen. Die Tiere lebten ihr Leben unter dem Schutz des Waldgrabb. Doch alles sollte sich ändern, als Schöckingen unter der Lehe der Nippenburger stand.
Die Menschen begannen, das Wild zu schießen, die Bäume zu fällen, den Wald zu zerstören. Die Krähen, oder auch Krabba, welche die Augen und Ohren des Waldgrabb waren, trugen die Kunde zum Hüter des Waldes.
Dieser war sehr erzürnt über die Dreistigkeit der Menschen und beschloss, dass der Wald sich zur Wehr setzen müsse. Er werde ihnen seine Macht demonstrieren und das zu ihnen schicken, wovor sie sich am meisten fürchteten.
So übertrug er einen Teil seiner Magie an den Schwarm Krabba, der ihm die schlimme Botschaft überbrachte. Sie verschmolzen zu einem Wesen mit menschlichen, aber auch tierischen Zügen – es entstand die erste Schöckinger Walddrude, die Matrone.
Es lässt sich erahnen, dass sie noch nicht das Ende der Verwandlung erreicht hatte. So hat die Matrone noch die Flügel eines Krabb, teilweise ist der Schnabel noch gut erkennbar. Sie wurde die Anführerin des Schwarms, der den Wald zurückerobert.
Sie scharte Gruppen von Krabba um sich, welche sich nach und nach zu Walddruden entwickelten. Sie haben das Gesicht von alten Weibern mit spitzen Hakennasen, die an einen Krabb’schnabel erinnern. Überall am Körper blickt Gefieder in Schwarz, Braun und Grün hervor.
Nachdem er die Walddruden erschaffen hatte, verschwand der Waldgrabb und ward nie mehr gesehen.
Die Matrone stieß einen grellen, lauten Schrei aus, den die Menschen hören konnten und sich in Mark und Bein brannte. Die Zeit der Rache war gekommen.
Des Nachts zogen die Druden los ins kleine Schöckingen, um die Menschen das Fürchten zu lehren. Vor allem wählten sie die Nächte, in denen viele Leute versammelt waren und feierten, die Nächte der 5. Jahreszeit.
Viele schreckliche Dinge passierten damals und man erzählte sich Geschichten von schrecklichen Wesen im Wald, die schwer zu beschreiben waren, denn so etwas wie die Schöckinger Walddruden hatten die Menschen noch nie gesehen. Von da an lebten sie in Angst und Verzweiflung und wussten nicht mehr, was sie tun sollten.
Nach einiger Zeit sollen einige mutige Ritter in den Schöckinger Wald gegangen sein, um das Dorf von seiner Geißel zu befreien. Sie schafften es sogar, einige Walddruden zu töten, doch von den Kriegern kehrte nie einer lebend zurück. Die Walddruden lernten schnell dazu, schließlich hatten sie die Intelligenz der Krabba und begannen, ihr dunkles Gefieder an die Farben des Waldes anzupassen.
Nach einiger Zeit gingen die Angriffe auf das Dorf zurück und die Menschen vergaßen die Existenz der Schöckinger Walddruden. Die Erinnerung mag zwar verblasst sein, doch sie sind noch da.
Jedes Jahr erwachen sie am Ende der Rauhnächte aus ihrem Schlaf im Wald und suchen bis zum Aschermittwoch die feiernden Menschen heim.
Jedes Mal, wenn sich ein Schwarm Krabba um Schöckingen versammelt, erwacht eine neue Schöckinger Walddrude.